Dien Bien Phu – Sa Pa by Bike



Carefully we turn around the corner in Dien Bien Phu and look to the left. And indeed - there sits Mike from Belgium, whom I met three years ago at the Thai-Laotian border and with whom I had cycled for two months through Laos and Vietnam. The next two weeks we will be on our way together. Our common target is the Ha Giang loop in the far northeast corner of vietnam.



Vorsichtig biegen wir in Dien Bien Phu um die Ecke und schauen nach links. Und tatsächlich – da sitzt Mike aus Belgien, den ich vor drei Jahren an der thailändisch–laotischen Grenze getroffen und mit dem ich damals zwei Monate durch Laos und Vietnam geradelt war. Die nächsten zwei Wochen werden wir nun zu dritt unterwegs sein. 




Although we agreed otherwise, Mike doesn't have a tent with him this time either, but that doesn't matter. As he is travelling much faster than Sand and I, he takes over the job as "minister of accommodation" when he arrives at our daily destination and takes care of accommodation and cold beer. Already on the first day of cycling together we feel the advantages and disadvantages ofthiskind of travelling. The stage becomes a race against time, the sand and I lose, with the result that we have more than twenty kilometres of downhill in the dark with only one professional head lamp to cope with. Several times I think about stopping and pitching my tent, but then I decide to go on. Afterwards the wrong decision, because in some places the descent becomes a blind flight, where Sand presents itself as a natural talent again. Calmly, respectfully the situation opposite and with the necessary courage and the necessary trust she follows me error-free driving in the cone of my Lupine Piko head lamp which I gave her. When we finally reach the first village and with it the first external light sources, whole stone avalanches fall from my heart.

 At the finish Mike waits in front of a brightly lit hotel palace with cold beer.



Obwohl anders abgesprochen, hat Mike auch diese Mal kein Zelt dabei, doch das macht nichts. Da er deutlich schneller unterwegs ist als Sand und ich, übernimmt er bei Ankunft am Tagesziel den Job als „minister of  accommodation“ und kümmert sich um eine Unterkunft und kaltes Bier. Bereits am ersten gemeinsamen Radeltag bekommen wir Vor– und Nachteile dieser Art des Reisens zu spüren.

Die Etappe wird zum Wettlauf gegen die Zeit, den Sand und ich verlieren, was zur Folge hat, dass wir mehr als zwanzig Kilometer Abfahrt im dunkeln mit nur einer professionellen Stirnlampe zu bewältigen haben. Mehrmals überlege ich anzuhalten und uns Zelt aufzubauen, entscheide mich aber dann doch für die Weiterfahrt. Im nach hinein die falsche Entscheidung, denn streckenweise wird die Abfahrt zum Blindflug bei dem sich Sand erneut als Naturtalent präsentiert.

Ruhig, respektvoll der Situation gegenüber und mit dem nötigen Mut und der erforderlichen Traute folgt sie mir fehlerfrei fahrend im Kegel meiner Lupine Piko Stirnlampe die ich ihr gegeben habe. Als wir endlich das erste Dorf und damit die ersten externen Lichtquellen erreichen, fallen mir ganze Steinlawinen vom Herz.

Am Ziel wartet Mike vor einem hell beleuchteten Hotelpalast mit kaltem Bier.




We start the following day with the obligatory phoe and iced coffee, fill up our water supplies and cycle further north. First we cycle along a wonderful reservoir with very little traffic. BlackThais, who want to be photographed with us, are a welcome and funny interruption of our almost meditative cycling. Mike rides in front, followed by sand, which meanwhile leaves me casually behind.Well, and I'm the taillight, enjoy it to the full, because I can cycle for myself as usual, but I'm not alone.




Wir beginnen den Folgetag mit der obligatorischen Phoe und Eiskaffee, füllen unsere Wasservorräte auf und radeln weiter Richtung Norden. Zunächst an einem herrlichen Stausee entlang mit nur sehr wenig Verkehr. Black Thais, die sich mit uns fotografieren lassen wollen sind eine willkommene und lustige Unterbrechung unseres fast schon meditativen radelns. Mike fährt vorne, gefolgt von Sand,die mich mittlerweile lässig hinter sich lässt. Tja und ich bilde das Schlusslicht und geniesse das in vollen Zügen, denn ich kann wie gewohnt für mich radeln, bin aber nicht alleine unterwegs.



From Dien Bien Phu via Muong Lay and Phong Tho we reach Lai Chau on the third evening. In front of us lies the royal stage to Sa Pa. Once more I will realize that every day can be the last...




Von Dien Bien Phu über Muong Lay und Phong Tho erreichen wir am dritten Abend Lai Chau. Vor uns liegt die Königsetappe nach Sa Pa. Einmal mehr wird mir bewusst werden, dass jeder Tag der letzte sein kann...


Der Beginn des Anstiegs
Der Beginn des Anstiegs


We're in good spirits this morning. Actually, we are every morning. That's the ingenious thing about this nomadic life: You wake up somewhere and look forward to the day, the route, the climbs and descents, the lakes and waterfalls, the breakfast and the coffee, the sun or the fog, the laughter of the children, the people, the next break, the nap in the shade, the remaining kilometers, the sleeping place, the stars, the howling of the dogs, the warmth of your sleeping bag and the next day.

10% ist eine Ansage...
10% ist eine Ansage...


Wir sind guter Dinge an diesem Morgen. Eigentlich sind wir das jeden Morgen. Das ist ja das Geniale an diesem Radnomadenleben: Du wachst irgendwo auf und freust Dich auf den Tag, die Strecke, die Anstiege und Abfahrten, die Seen und Wasserfälle, das Frühstück und den Kaffee, die Sonne oder den Nebel, das Lachen der Kinder, auf die Menschen, die nächste Pause, das Nickerchen im Schatten, die restlichen Kilometer, den Schlafplatz, die Sterne, das Heulen der Hunde, die Wärme deines Schlafsacks und auf den nächsten Tag.



My personal strategy is: three hundred altitude meters per hour, after every hour a break, after three hours more than half of the ascent, then another hundred altitude meters until the thousand are completed and then the remaining two hundred. That's a total of 1,200 meters of altitude in one piece. 



Meine persönliche Strategie lautet: dreihundert Höhenmeter pro Stunde, nach jeder Stunde eine Pause, nach drei Stunden damit mehr als die Hälfte des Anstiegs, dann noch hundert Höhenmeter bis die tausend geschafft sind und dann noch die restlichen zweihundert. Macht in der Summe 1.200 Höhenmeter am Stück.



The second break, after six hundred meters of altitude difference, is just behind us and the distance to Sand, which seems to fly again, is steadily increasing. Then she disappears behind a curve. Minutes later I reach the spot and freeze for a moment. In front of me are two trucks wedged into each other. I fly over the scenario at lightning speed, as far as I can from my perspective. I don't see any injured people. Liquid runs out of the tank truck onto the road! WHERE IS SAND?



Die zweite Pause, nach sechshundert Höhenmetern liegt gerade hinter uns und der Abstand zu Sand, die wieder zu fliegen scheint, vergrössert sich stetig. Dann verschwindet sie hinter einer Kurve. Minuten später erreiche ich die Stelle und erstarre für einen Moment. Vor mir stehen zwei ineinander verkeilte Trucks. Blitzschnell überfliege ich das Szenario, so weit es mir möglich ist aus meiner Perspektive. Ich sehe keine Verletzten. Aus dem Tankwagen läuft Flüssigkeit auf die Strasse! WO IST SAND?


In anxious anticipation I start moving again and pedal carefully past the two trucks. Behind them are people in groups. AND SAND!

 Against me whole mountain ranges fall from my heart. Sand tells me that the accident didn't happen ten meters behind her. I remember an old diving saying: don't dive between whale sharks. The lads are plankton eaters and do nothing to humans, but if you get between two such calibres when you surface or snorkel, it has the same effect as if a cyclist gets between two trucks.

He gets crushed.




In banger Erwartung setze ich mich wieder in Bewegung und pedaliere vorsichtig an den beiden Trucks vorbei. Dahinter stehen Menschen in Gruppen. UND SAND!

Wider fallen mir ganze Bergketten vom Herzen. Sand erzählt mir, dass der Unfall keine zehn Meter hinter ihr passiert sei. Ich erinnere mich an eine alte Taucherweisheit: tauche nicht zwischen Walhaien. Die Burschen sind Planktonfresserund tun Menschen nichts, gerätst Du aber beim Auftauchen oder Schnorcheln zwischen zwei solche Kaliber, hat es diesselbe Wirkung wie wenn ein Radfahrer zwischen zwei Trucks gerät.

Er wird zerquetscht.



The road's wet. The moped riders coming down from the pass all carry rain ponchos. But we are lucky and stay dry. Arrived at nine hundred meters I see in the distance silver shining crash barriers high above us. That must be the pass summit. I follow the road from up there down to us. The gradient remains moderate. My optimism increases. Up to here it was really fun. When I show Sand grinning at the top of the pass, she rolls her eyes and seems to lose her courage. Glass half full or glass half empty. It remains a question of perspective. The motivator in me is now in demand.

Die silber glänzenden Leitplanken
Die silber glänzenden Leitplanken


Die Strasse ist nass. Die Mopedfahrer, die vom Pass herunter gefahren kommen tragen alle Regenponchos. Doch wir haben Glück und bleiben trocken. Auf neunhundert Meter angekommen sehe ich in der Ferne silber glänzende Leitplanken hoch über uns.

Das muss die Passhöhe sein. Ich verfolge den weiteren Strassenlauf von dort oben runter zu uns. Die Steigung bleibt moderat. Mein Optimismus steigt. Bis hierher hat das richtig Spass gemacht. Als ich Sand grinsend die Passhöhe zeige, rollt sie mit den Augen und scheint den Mut zu verlieren. Glas halb voll oder Glas halb leer. Es bleibt eine Frage der Perspektive.

Der Motivator in mir ist jetzt gefragt.



A good hour later, we made it.

For the first time in her life Sand has reached a height of more than 2,000 meters.

Six weeks and more than 2,000 kilometres after she climbed a fully loaded mountain bike for the first time in Bangkok.



Eine gute Stunde später haben wir es geschafft.

Sand ist zum ersten Mal in ihrem Leben auf mehr als 2.000 Meter Höhe angelangt.

Sechs Wochen und mehr als 2.000 Kilometer nachdem sie das erste Mal in Bangkok auf ein voll bepacktes Mountainbike gestiegen ist.