ENGLISH and GERMAN VERSION
Auf den meisten Karten endet die Strasse kurz nach dem Dorf Ban Mom. Lediglich in einer Karte von GT-Rider.com, die es nur in Laos gibt, ist ein "Motorcycle Trek Dry Season only" eingezeichnet.
Das sollte demzufolge auch mit einem Mountainbike gehen, dachte ich mir und wurde für meine Mühen belohnt.
Zwei Tage radle ich am Mekong entlang mit Sicht auf Myanmar und muß drei Wasserläufe durchwaten.
Ich komme in Dörfer, in denen wohl zuvor nur wenige Weiße waren, kämpfe mich über einsame Schlammpisten, bestaune den nebelverhangenen Dschungel und merke, was diese Gegend so einmalig macht: die himmlische Ruhe. Alle Stunde kommt mal ein Motorroller oder ein Jeep vorbei.
Ansonsten: nur die Natur und ich.
On most maps the road ends shortly after the village of Ban Mom. Only a map from GT-Rider. com, which is only available in Laos, shows a "Motorcycle Trek Dry Season
only".
That should therefore also go with a mountain bike, I thought to myself and was rewarded for my efforts.
Two days I biked along the Mekong river with a view of Myanmar and crossed three creeks.
Coming to villages where there were probably few white people before, I fight my way through lonely muddy roads, marvel at the foggy jungle and notice what makes
this area so unique: the heavenly silence. Every hour a scooter or a jeep passes by.
Otherwise: just nature and me.
Während ich esse, wird keine drei Meter entfernt von mir ein Schwein angeliefert, geschlachtet und verarbeitet...
While I am eating, a pig is delivered, slaughtered and processed less than three metres away from me...
Am Nachmittag wird mir langsam klar, daß es ziemlich schwierig werden könnte einen Platz für mein Zelt zu finden, denn links geht es steil runter zum Mekong, rechts nichts als Dschungel. Deswegen nehme ich am späten Nachmittag die Gelegenheit wahr und frage ein paar junge Laoten, ob ich auf dem Gelände ihrer Jagdhütte campen darf. Zur Belohnung spendiere ich ein paar Bier Lao. Natürlich nicht ganz ohne Eigennutz;-). Das nächste Dorf ist sechs Kilometer entfernt und mit dem Motorroller gut zu erreichen.
In the afternoon it slowly becomes clear to me that it could be quite difficult to find a place for my tent, because on the left it goes steeply down to the Mekong, on the right nothing but jungle. That's why I take the opportunity to ask a few young Laotians in the late afternoon if I can camp on the grounds of their hunting lodge. As a reward, I invite them for some beer Lao. Of course not without selfishness; -). The nearest village is six kilometres away and easy to reach by scooter.
Der nächste Tag bringt mir den ganzen Zauber des Dschungels am Morgen. Bis gegen elf Uhr ist von der Sonne weit und breit nichts zu sehen und zu spüren. Die Temperatur bewegt sich im einstelligen Gradbereich. Alles ist feucht. Mein Zelt innen, mein Schlafsack, mein Bike, meine Packtaschen. Und trotzdem liebe ich es. Das schönste ist dann, das tropfnasse Zelt an den Körper gedrückt zusammen zu rollen.
The next day brings me all the magic of the jungle in the morning. Until about eleven o' clock there is nothing to be seen and felt by the sun. The temperature is in
the single-digit degree range. Everything's wet. My tent inside, my sleeping bag, my bike, my panniers. And yet I love it. The most beautiful thing is then to roll the dripping wet tent pressed
against the body together.
Ein Mann und eine Frau begegnen mir und können es anscheinend nicht fassen, daß ich hier mit dem Mountainbike unterwegs bin. Die Menschen in den wenigen Dörfern, an denen ich vorbei komme, grüßen meist nicht einmal zurück, so überrascht sind sie bei meinem Anblick.
In ein Dorf fahre ich direkt rein, da es etwas abseits der Piste liegt. In der Dorfmitte kaufe ich Wasser. Als ich wieder aus dem Laden trete, bin ich sprachlos. Das ganze Dorf hat sich in sicherem Abstand versammelt und starrt mich ungläubig an. Die Frauen zum Teil mit weiß bemalten Gesichtern und alle in sämtliche denkbaren Farben gekleidet.
Ein wunderbarer Anblick. Wie im Film. Wir schauen uns gegenseitig an. Nach ein paar Sekunden hole ich vorsichtig meine kleine Digicam aus der Neoprentasche. Plötzlich wenden sich viele ab oder verstecken sich vor dem Vordermann oder der Vorderfrau! Ich verstehe, packe die Kamera wieder weg, bedanke mich und schwinge mich wieder auf mein Bike.
Was für ein Moment! Was für ein Ereignis!
A man and a woman meet me and apparently they can't believe that I'm on a mountain bike here. The people in the few villages I pass mostly don't even greet back,
they are so surprised at my sight.
I drive directly into a village, because it is a bit off the track. In the middle of the village I buy water. When I step out of the store again, I'm speechless. The
whole village has gathered at a safe distance and stares at me in disbelief. The women partly with white painted faces and all dressed in all imaginable colours.
A wonderful sight. Like in the movies. We look at each other. After a few seconds I carefully pull my little digicam out of the neoprene bag. Suddenly many of them
turn away or hide from the person in front or the woman in front! I understand, put the camera away again, thank them and swing me back on my bike.
What a moment! What an event!
Die Piste macht einen Bogen in das Landesinnere. Kurz vor dem nächsten Dorf liegt eine große Bambusstange quer, darüber ist in gut zwei Meter Höhe ein Seil gespannt. Ein Mann in einer Tarnjacke geht auf mich zu und hebt den Arm. Ich kann hier nicht weiter, erklärt er mir. "Warum?", frage ich. Er spricht nur laotisch und bedeutet mir Umzudrehen.
Ich bedeute ihm, daß ich das nicht tun kann, denn das wäre ein Riesenumweg für mich. Im Hintergrund entdecke ich einen zweiten, bewaffneten Mann, der anscheinend telefoniert.
"Are you militär or police?" frage ich Tarnjacke.
Der lacht und antwortet: "nein, ich bin hier der Lehrer"
Er verständigt sich mit dem zweiten Mann und wird plötzlich lockerer. Irgendwie scheint es hier um Sympathie und Glaubwürdigkeit zu gehen. Ich bin keine Gefahr und darf plötzlich weiter. Die Stange wird zur Seite gerollt, die beiden drehen sich um und gehen mit mir in Richtung Dorf - um den anderen zu erklären, daß ich ein deutscher Radler bin - so deute ich das Geschehen, denn Tarnjacke hatte mich gefragt, aus welchem Land ich komme.
Irgend etwas läuft hier ab. Das ganze Dorf ist versammelt. Die Frauen links, die Männer marschieren gerade von hinten ins Dorf.
Irgendwas wird hier gefeiert. Vielleicht die letzte Opiumlieferung?
Am Ende des Dorfes ist wieder ein Seil wenige Zentimeter über dem Boden gespannt. Irgendwie traue ich mich nicht darüber zu fahren. Also hebe ich erst das Vorderrad darüber und dann das Hinterrad. Da erst fällt mir auf, daß der Junge links von mir ebenfalls zu telefonieren scheint. Wenige hundert Meter später kommen zwei weitere, mit einer Kalaschnikow bewaffnete, Männer laut sprechend auf mich zu, beachten mich aber nicht weiter. Ich werde das Gefühl nicht los, daß das Dorf nur wegen mir die Bewachung kurzzeitig aufgelöst hat.
The track bends inland. Shortly before the next village there is a large bamboo pole across, above it is a rope stretched at a good two metres high. A man in a
camouflage jacket approaches me and raises his arm. I can't go any further here, he tells me. "Why?"I ask. He only speaks Laotian and means turning around.
I mean to him that I can't do that, because that would be a huge detour for me. In the background I spot a second armed man who seems to be on the
phone.
"Are you military or police?" I ask camouflage jacket.
He laughs and answers,"No, I'm the teacher here."
He communicates with the second man and suddenly loosens up. Somehow this seems to be about sympathy and credibility. I'm not a danger and I'm allowed to go on. The
pole is rolled to the side, the two of them turn around and go with me to the village - to explain to the others that I am a German cyclist - so I understand the event, because camouflage jacket
had asked me from which country I came from.
Something's going on here. The whole village is gathered. The women on the left, the men are marching into the village from behind.
Something's celebrating. Maybe the last shipment of opium?
At the end of the village there is another rope a few centimetres above the ground. Somehow I don't dare drive over it. So I lift the front wheel first and then the
rear wheel. Only then I notice that the boy to the left of me also seems to be talking on the phone. A few hundred meters later, two more men, armed with a Kalashnikov, come up to me talking
loudly, but don't pay any attention to me. I can't get rid of the feeling that the village has temporarily closed down the guarding just because of me.
Am Ende des Tages scheint sich langsam alles gegen mich zu verschwören. Ein Schlammabschnitt folgt auf den anderen und nach der Durchfahrt eines sehr tiefen Wasserlochs macht meine Kette sehr seltsame Geräusche. Ist das nicht dasselbe Geräusch wie vor einem halben Jahr? Reißt die Kette beim nächsten steilen Anstieg? Das Geräusch tritt immer nur bei sehr hoher Last auf. Die ganzen steilen Abschnitte schiebe ich besser. Super Idee. Barfuß in Sandalen im Schlamm - bergauf! Ich schaffe es nicht bis ins nächste Dorf. Aber was soll ich da auch. Besser fern von Menschen campen.
At the end of the day everything seems to be conspiring against me. One section of mud follows the other and after passing through a very deep waterhole my chain
makes strange noises. Isn't that the same sound as six months ago? Does the next steep climb tear the chain? The noise only occurs when the load is very high. All the steep sections I push
better. Great idea. Barefoot in sandals in mud - uphill! I can't make it to the next village. But what am I supposed to do there? Better camping away from people.
Okay. Wenn es schon ziemlich bescheiden läuft, dann muß ich eben mal wieder einen Wunsch ans Universum aussprechen. Kleckern? Nein, wenn schon dann klotzen. Also:
"ich hätte jetzt gerne den einigen klitzekleinen ebenen Platz auf den ein Zelt passt mit Blick auf den Mekong. Lieferzeit? Dringend! Es dämmert bereits und es wird langsam schattig im Dschungel.
Ein paar Minuten später, glaubt es oder glaubt es nicht, lieferte das Universum...
Okay. If it is going pretty modestly, then I have to make another wish to the universe. Bludgeoning? No, if you're gonna make a mess. So:
"I would now like to have the small, even place where a tent fits with a view of the Mekong. Delivery time? Urgent! It's already dawning and it's getting shady in
the jungle.
A few minutes later, believe it or not, the universe delivered...
"WENN DU ETWAS LOSLÄSST,
BIST DU ETWAS GLÜCKLICHER,
WENN DU VIEL LOSLÄSST,
BIST DU VIEL GLÜCKLICHER.
WENN DU GANZ LOSLÄSST, BIST DU
F R E I.