Annapurna by bicycle - 5. Timang


16. Oktober 2017

 

Gegen vier Uhr werde ich wach. Draußen regnet es. Das könnte mir zugute kommen, denke ich und schlafe wieder ein.

 

Um 6 Uhr beim Frühstück dasselbe Bild. Karl der stark erkältete Australier will trotzdem weiter.

 

Interessant reflektiere ich über unsere verschiedenen Denkansätze . Für mich ist der Regen ein Hinweis, meiner Schulter und meinem Knie einen Tag Erholung zu können.

 

Karl dagegen will mit aller Macht weiter. Der Kerl ist siebzig (!) Jahre alt und hat sehr viel Erfahrung beim Wandern im Outback gesammelt. Zeit seines Lebens ist er nie höher als 1.500 Meter gewesen. Er sieht nicht fit aus und hört sich mit seinem Husten auch nicht so an.

 

Ich versuche ihn von meiner Philosophie zu überzeugen. Keine Chance. Nach dem Frühstück bricht er auf. Was ein zäher Kerl, denke ich und wünsche ihm im Geiste viel Glück und gute Besserung. Meine eigene Entscheidung überlasse ich dem Wettergott. Sollte es um 9 Uhr immer noch regnen, mache ich einen Tag Pause.


Nach dem Frühstück kuschle ich mich wieder in meinen Schlafsack und döse ein.

Zeus zeigt ein Einsehen mit mir und lässt es auch um 9 Uhr noch regnen. Damit sind die Würfel für mich gefallen.

 

Den Rest des Tages verbringe ich im Bett, spiele Karten und staune einmal mehr, wie man nepalesische Kinder mit sehr wenig begeistern kann.

 


 

Wie in Vietnam können sich die Kleinen hier oben auf 2.600 Metern stundenlang mit einem Brett mit gleitfähigem Untersatz beschäftigen. Immer wieder rutschen sie einen Hang hinunter, rennen danach barfuß erneut hoch um danach das Spiel von vorne zu beginnen.

 

Dabei scheint sie weder Nässe noch Kälte zu kümmern. Anscheinend reicht ihr Vorstellungskraft allein aus unendlich viel Spaß zu empfinden. Bewundernswert!


 

Mit Begeisterung helfen sie mir am frühen Nachmittag mein Mountainbike zu putzen und dürfen danach als Belohnung mit Unterstützung ihres Vaters eine Runde nach der anderen im Hof drehen.

 

Am Abend werden wir dann Zeuge eines nepalesischen Kindergeburtstags. Mutter hat einen Schokokuchen gebacken, ein Nachbarskind wird zur Feier eingeladen, jedes Kind bekommt eine selbstgebastelte Papierkrone aufgesetzt und dann wird der Kuchen unter uns allen gerecht aufgeteilt.

 

Ihr hättet die strahlenden Kinderaugen sehen sollen!


 

Neuer Tag, neues Glück, denke ich, als ich am Abend zufrieden in meinen warmen Schlafsack krieche, im Glauben alles richtig gemacht zu haben.

 

Der nächste Morgen belohnt mich mit blauem Himmel und Sonnenschein.

 


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