Aufbruch Richtung LAOS thanks to NU!


Breno und Nu
Breno und Nu

Neunzehn Tage und Nächte in Chiang Mai. 

 

Tage, an denen ich interessiert abgewartet habe, was denn nun wirklich an meinem Fahrrad defekt ist, an denen ich die leckersten Thaigerichte gegessen und die neue Saison meiner Mountainbikeschule vorbereitet habe.

 

Nächte, in denen ich nicht schlafen konnte, weil wieder irgendwelche jungen Backpacker, im Zimmer nebenan, vor allem an ihren Spaß gedacht haben.

 

Neunzehn Tage leben, schlafen, essen, arbeiten und neue Leute kennenlernen.

 

Die Waage zeigt wieder etwas mehr als 90 Kilo an, obwohl ich es vermieden habe, bewusst Kohlenhydrate zu mir zu nehmen. Wenn ich nicht richtig radle, benötige ich auch nicht so viel Energie.

 

Doch es gibt so viele andere Speisen auszuprobieren. Zum Beispiel sonntags auf dem Nachtmarkt in der Altstadt, wo ich wohne.

 



 

Apropos wohnen. Hier ein paar Impressionen meiner derzeitigen Bleibe, der THAPAE GATE LODGE, für etwas mehr als 9 €. Sauber, funktionierendes Internet und meistens ruhig.

 

Was mir besonders gefallen hat: der Volltrottel von Backpacker, der eines Nachts meinte, eine Privatorgie feiern zu müssen, wurde am nächsten Tag direkt vor die Tür gesetzt, nachdem nicht nur ich mich dezent zu seiner Vorstellung geäußert hatte...;-).

 



 

Doch zurück zu meinem Thema:

 

Viele dieser speziellen Spezies von Reisenden scheint so dumm zu sein, wie ein Stück Weißbrot. Laut, dekadent und Feilschen als Hobby. Einen auf Neuzeithippie machen, sich aufführen wie ihre Urgroßeltern zur Kolonialzeit und damit mit den Backpackern von vor zwanzig Jahren so viel gemein, wie ein Schoßhund mit einem Wolf.

 

Warum die noch immer zwei Rucksäcke tragen und noch keinen Trolli hinter sich herziehen? Keine Ahnung. Passen wahrscheinlich nicht so viele Souvenirs und frische Klamotten rein.

 

Die kommen nachts um zwei in ihr Zimmer und quatschen oder telefonieren in einer Lautstärke, als wären sie allein auf dieser Welt. Was für Ignoranten.

Doch nun genug der Lobhudelei.

 

Widmen wir uns den wirklich angenehmen und ess- beziehungsweise trinkbaren Dinge dieser südostasiatischen Welt.

 



 

Die grüne Flüssigkeit war Wheatgrass und hat wie Gras geschmeckt. Soll aber super gesund sein.

 

Also habe ich mir das Gesöff schlückchenweise in meinen Schlund gekippt. Noch Stunden später habe ich mich gefühlt, als hätte ich wie einst Jürgen Klinsmann den Diver gemacht und dabei das Kinn zu tief gehabt.

 

Rechts das leckere Käsefrühstück in der CHIANG MAI BREAKFASTWORLD. Richtige Brötchen und vor allem Käse. Zwei Dinge die sehr rar sind in diesem Teil der Welt.

 



 

Und es geht weiter mit erfreulichen Nachrichten. Mitte letzter Woche hatte ich ein sehr interessantes Telefonat mit dem deutschen Hersteller meines Fahrradgetriebes, der Firma ROHLOFF.

 

Während und nach diesem Gespräch keimte in mir wieder die berechtigte Hoffnung auf, daß man mich damals, vor mehr als dreiundfünfzig Jahren, doch zu Testzwecken auf diesem Planeten abgesetzt hat. Anders kann ich mir die meisten Dinge auf diesem Planeten langsam nicht mehr erklären. Wie im Irrenhaus.

 

Da werden einem Fragen gestellt und im Anschluß gleich selbst beantwortet. Da fängt jeder zweite Satz mit "hätte" an. Und dann der typsich deutsche anklagende Ton. Einfach herrlich. Technokrate trifft auf Gefühlsmensch. Mann ist unsere Welt rational und berechnend geworden. Kalt und analytisch.

 

Hoffentlich kommen die bald und holen mich hier wieder ab. Ich will zurück auf meinen Heimatplaneten. Sollen sie doch den hier kaputt machen, aber ohne mich.

 

Jedenfalls höre ich irgendwann einfach nur noch zu. Die zehn Tage Schweigeretreat waren sehr sinnvoll. Emotionslos lausche ich den finalen Worten:

 

ich benötige ein neues Getriebe. Kostenpunkt 1.000 Euro. Na dann...

 

Das letzte Hemd hat keine Taschen. Hauptsache ich kann weiter radeln und muß noch nicht zurück nach Kaltland. Dort wo die Herzen vieler Menschen schon erfroren sind. Wo nur noch die nackte Zahl von Bedeutung ist. Wo der Mensch daran gemessen wird, was er arbeitet und besitzt, welchen Umsatz er generieren könnte und wieviel Kosten er verursacht.

 

Wo der Schein wichtiger ist als die inneren Werte. Wo das Unwort GUTMENSCH zu Hause ist. Wo man auf Shoppingmeilen Parkbänke abmontiert, damit der betuchte Kunde ungestört seinem Lieblingshobby frönen kann, ohne daran erinnert zu werden, dass manche Menschen nicht mal ein Dach über dem Kopf haben und sich deswegen tagsüber genau dort auf diesen Bänken niedergelassen hatten. So passiert letzte Woche in Stuttgart auf der Königsstraße.

 


 

Anfang dieser Woche erreicht mich dann die Nachricht, dass mein Rad fertig ist. Endgültige Diagnose: die Getriebedichtung war defekt, ich hatte kein Öl mehr im Getriebe, das kleine Ritzel hinten war am Ende, die Kettenlinie hatte nicht gepasst, da ich die falsche Kurbel am Bike hatte und die Speichen waren auch nicht die, die normalerweise verwendet werden sollten. Außerdem habe ich einen neuen Hinterreifen, Marke Schwalbe, neue Pedale und neue Kurbeln. Sieht nicht nur gut aus, sondern hält jetzt hoffentlich auch eine Weile...

 




 

Inkluvise zweier Ersatzschläuche, einem weiteren Ersatzreifen, mehrerer Ersatzspeichen und einem Ventiladapter hat mich das jetzt 300 €uronen gekostet.

Im Preis außerdem inkludiert: das Hin- und Herschicken meines Hinterrads nach Bangkok und das Aufbohren der Ventillöcher in den Felgen, damit ich zukünftig auch Schläuche mit Autoventilen benutzen kann.

 

Aus Fehlern sollte man lernen.

 

In Nu´s Bikeshop treffe ich auch Breno wieder, der sich innerhalb von vier Monaten ein Bambooliegerad selbst gebaut hat und nun damit auch auf größere Fahrt gehen möchte. Beeindruckend, was und wie er sein Traumrad konstruiert und gefertigt hat.

 



 

Morgen oder übermorgen geht es endlich weiter Richtung LAOS.

 


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Kommentare: 1
  • #1

    Jürgen (Mittwoch, 30 November 2016 23:43)

    Treffender Abriss der Situation in Germanistan, indem ein Meeting einberufen wird weil die Kundenbesuchsstatistik um 6% zurückgegangen ist und einem dadurch der Verlust des Arbeitsplatzes angedroht wird....
    Übrigens deIne neuen Pedale...sehr schick...würden auch an jedes Downhill bike passen...bon voyage mein Guter