Handgschabte und Abschied


Fünf Monate sind eine verdammt lange Zeit. Gerade für einen Schwaben wie mich. Gut, die Spiele des VfB kann man ja dank heutiger Technik (sofern sie dann mal funktioniert) via Internet und Streaming-TV sogar manchmal live verfolgen. Aber so richtig schwäbisches Essen? Tja, da wird´s dann schwierig. Nun hatte ich ja Iny und Dom aus der Bretagne kennengelernt. Und als Fernfahrer kommt Dom ja schon mal ins Nachbarländle. Iny wiederum war einmal in Stuttgart und erinnert sich ganz begeistert an unser wunderbares Städtle. Als Gourmet-Franzose fällt Dom dabei plötzlich "Schbätzle" ein. Genau mein Stichwort.

 


 

Habe ich doch damals, als ich von zu Hause ausgezogen bin, auf meinen eigenen Wunsch, von meiner Ma drei Dinge gelernt:

 

Wäsche waschen, Bügeln und Handgschabte Schbätzla.

 

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(Mann, Mann, Mann, die deutsche Sprache ist echt ein Drama...zuhause oder zu Hause...also die deutsche Sprache zu lernen, ist echt unzumutbar...

 

Zu Hause ist zu Hause, was braucht man da zwei Schreibarten??? Das macht´s doch nur kompliziert! Da haben ein paar Menschen historisch betrachtet wohl Langeweile gehabt...

 

Und Uschi, komm Du mir jetzt nicht wieder mit Deinen vermeintlich logischen Erklärungen...funktioniert bei mir nicht...)...Rechtschreibung kommt mir manchmal vor wie blinder Gehorsam. Alle lernen es und keiner hinterfragt es.

 

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Zurück vom Abstrakten zum wirklichen Leben.

 

Der Hintergedanke dabei war: wenn ich die drei Dinge kann, bin ich von der Frauenwelt relativ unabhängig! Clever oder?

 

So meine lieben schwäbischen Brüder und Schwestern, wer von Euch kann denn wirklich noch Handgschabte? Nicht mit der Schbätzlepresse. Nein, nur mit dem Schbätzlebrett.

 


 

Jedenfalls gab ein Wort das andere und schon stand das Menü für Samstagabend fest: Handgschabte mit Schweinegeschnetzeltem und dazu Knoblauchbrot und Merlot. Das war am letzten Freitag. Samstag morgen gingen die beiden Bretonen einkaufen und am frühen Abend begann dann das thailändisch-französisch-deutsche Gourmetgemeinschaftsprojekt.

 

Während ich 600 g thailändisches Mehl (das war meine größte Unbekannte) mit acht großen und acht kleinen Eiern vermengte, briet Dom derweil die Zwiebeln und den Speck an und Iny war damit beschäftigt die Knoblauchbaguettes zuzubereiten. Unsere Gastgeberin stellte uns dafür ihre Küche zur Verfügung und flüchtete, als sie uns alles, was wir zum Kochen benötigten, zusammengesucht hatte.

 



 

Während sich das Mehl und die Eier immer mehr zu einem Teig vereingten, wurden die Drei langsam neugierig. Doch das war auch der Augenblick mit Illusionen aufzuräumen. War doch der Eindruck entstanden, daß das ja alles recht einfach sei.

 

Also ließ ich sie zunächst den Teig bearbeiten, bis er so richtig zäh wurde. Mit Erstaunen nahm Mann und Frau zur Kenntnis, daß das richtig körperliche Arbeit ist. Das Ergebnis war einwandfrei. Also deckten wir den Teig ab und warteten.

 



 

Nach zwanzig Minuten folgte dann der historische Moment. War man bisher meistens davon ausgegangen, daß wir von den Franzosen das Kochen lernen können, dann drehte ich diesmal den Spieß auf Wunsch unserer westlichen Nachbarn um. Schwäbisch-bretonischer Wissenstransfer nennt man sowas.

Mit schmackhaftem Resultat.

 



 

Gut, über die Wahl der Waffen mag man unterschiedlicher Meinung sein. Aber das Resultat rechtfertigt jedes Mittel. Der Rest war Genießen.

 



 

Ein herrlicher Abend, bei dem nicht alles gegessen wurde, so daß wir uns einen Tag später, nach einem gemeinsamen Fahrradausflug zu einem riesigen See mit Aussichtspunkt, ein ähnlich opulentes Mahl einverleibt haben.

 



 

Gut so, denn am Montag hieß es für mich "au revoir"! Die beiden Franzosen zog es weiter nach Malaysia, für mich ging es, hauptsächlich an der Küste entlang, über Prachuap Kirikhan nach Chumpon, wo ich heute abend nach mehr als 125 km Tagesstrecke, guter Laune angekommen bin.

 




 

Warum? Weil es jeden Tag besser läuft und weil die Waage 86,6 kg anzeigt.

10 kg weniger als im Oktober. Ein weiteres Ziel scheint locker realisierbar. Ohne Hungerstreik und Gefängnis ;-)

 

Noch drei Tage und 320 km. Samstag abend will ich das Versprechen einlösen, das ich vor mehr als einem Jahr gegeben habe.

 


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Kommentare: 3
  • #1

    Frank G. aus O. bei S. (Mittwoch, 09 März 2016 16:38)

    Schbadza hods bei os die ldschde fennf Monad reichle geba. I moin aber koine kaufde. ;.)

  • #2

    Uschi S. aus O. bei ES (Mittwoch, 09 März 2016 17:55)

    oh jessas goddes willa, lauder verkabbte schwoba. uff jeden fall sen schbatza s beschde was es gibt uff derra welt - ausser nadierlich a denns schorle und dodozua nò no an gschaida roschdbroda -den dr dirk dann bsorgt on zahlt - ha dess isch a leba wie a mad em Schbeck. :-)

  • #3

    peter (Sonntag, 20 März 2016 11:38)

    Hallo Dirk ,
    Jetzt ist ja bald Dein Abenteuer vorbei .Habe gehört das Du mit meinem Sohn
    Nico auch Kontakt hattest . Die Jungs haben in Nepal Deine vorgeschlagene Route gemacht . Die befinden sich jetzt gerade in Australien .
    Dann kannst Dir auch gleich den 23 September zum 24 Jahrestag vormerken - es ist alles gebucht .
    viele Grüße und bis bald Peter