Schwierige Ausreise


Aus Fehlern sollte man lernen, also habe ich genau hingeschaut, ob ich einen Einreisestempel in meinem Reisepass habe. Genauso wichtig ist die Dauer des Aufenthaltes, die mir mit einem "two entry" Visa gestattet ist. Nämlich jeweils sechzig Tage. Das wurde mir auf zweimalige Rückfrage von den thailändischen Beamten bestätigt.

 


Die Auseise aus Cambodia selbst ist ja eher Formsache. Kurz ein kleines Formular ausgefüllt, Stempel in Pass, das war´s.

 

Blöd war mal wieder nur, daß ich den Schalter gar nicht erst gesucht habe und gleich durch die rotweiße Absperrung radeln wollte. Das geht natürlich nicht. Meinte sogar der verantwortliche Wachmann. Zuerst Stempel holen!

 

Zeigt aber vielleicht meine innere Einstellung: Grenzenlos ;-)

 

Also pedaliere ich die 20 Meter zum Immigrationschalter, erledige die Formalitäten, mache noch ein paar Fotos und radel wieder zurück zur Schranke, als es passiert: bei einer größeren Unebenheit springt mir die Kette ab!

 

Das bedeutet, zurück in den Schatten, alle Packtaschen lösen und abnehmen, Fahrrad umdrehen, Hinterrad und Bremse lösen, Kette wieder auflegen, Hinterrad und Bremse befestigen, Gepäcktaschen und Wasserflaschen am Rad befestigen.

 

Beim dritten Versuch, Cambodia zu verlassen, bin ich dann erfolgreich.

Das Land läßt mich irgendwie nicht los...

 



 

Nach der Grenze treibt mich mein Hungergefühl direkt in das erste thailändische Lokal. Rad abgestellt, Platz genommen, umgeschaut. Eine Thai räumt sauberes Geschirr in den Schrank, eine andere Thailänderin spricht mit einer sehr jungen Thai, die völlig in ihr Smartphone versunken ist. Geschätzte fünf Minuten schaue ich mir das an. Dann stehe ich auf und radel weiter.

 

Im nächsten Lokal schlägt man sich auch nicht gerade darum, mir ein Mittagessen zuzubereiten. Wahrscheinlich, weil niemand englisch spricht.

 

Irgendwie wissen die damit nicht umzugehen. Erst als man eine Nachbarin holt, kann ich bestellen. Ein paar Minuten später kommt alles wie geordert, sogar richtig pet-pet (scharf).

 


Der anschließende Essgenuss wird nur durch einen älteren Bauern gestört, der mir wohl gegrillte Hühnchen, von der Ladefläche seines Pickups, verkaufen will.

 

Doch so wie der sich verhält, würde ich sowieso nichts von ihm kaufen. Er erinnert mich daran, daß ich jetzt wieder im reichen Thailand bin.

 

Da stellt man den Pickup vor das Lokal und läßt den Motor weiterlaufen!!!

 

Immer wieder beobachte ich dieses umweltschädliche Verhalten, vor allem an Tankstellen, vor den landesweit verbreiteten SevenEleven Shops.

 

Ich könnte ausrasten über soviel Dummheit und Egoismus.

 


Gut gesättigt geht es die nächsten Stunden über eine wenig befahrene Straße weiter. Die Hügel in der Ferne sind kahl und erinnern mich an Deutschland im Frühjahr. Die Strecke selbst ähnelt ein wenig der Schwarzwaldhochstraße und so passt es auch, daß ich immer wieder eine längere Abfahrt genießen kann und kaum Anstiege zu bewältigen habe. Ich frage mich nur, wie ich auf diese Höhe gekommen bin. In Cambodia wohl kaum...

 


 

Die letzten 35 Kilometer bis Chantaburi muß ich zunächst auf einer stark befahrenen Straße mit Baustellenbereichen zurücklegen, bis ich durch eine Lücke in den Absperrungen, auf die andere, im Bau befindliche, zum Teil nagelneue Fahrbahn wechseln kann. Ab diesem Zeitpunkt gehört mir die Fahrbahn alleine. Radfahrer muß man sein...


 

In Chantaburi habe ich mir ausnahmsweise ein etwas teureres Hotel mit Hilfe des Internets ausgesucht. Doch ich habe nicht online gebucht und als ich ankomme, ist es tatsächlich ausgebucht. Doch wie so oft auf Reisen, bekomme ich unerwartete Hilfe. Beim verlassen des Hotels spricht mich ein canadischer Radfahrer an, der noch ein Zimmer bekommen hatte.


Wir unterhalten uns ein wenig und dabei erklärt er mir mit Hilfe seines Smartphones, wo in der Stadt, drei andere, brauchbare Hotels oder Guesthouses zu finden sind.

 

Da ich noch keine thailändische SIM-Karte besitze, nutze ich die Chance, mein Gehirn einzusetzen und präge mir die Straßen und die Abzweigungen bis dorthin ein.

 

Vor Ort fällt die Entscheidung für das erste und beste Hotel. Chantaburi ist bekannt für den Handel mit Gems (Edelsteinen) und das ist der Grund für die doch sehr anspruchsvollen und betuchten Gäste.

 

Mein Zimmer schlägt mit 31,50 € zu Buche.

Darin inkludiert ist ein Buffet, das ich zu einem ausgiebigen Frühstück (6 Toasts mit Butter, Marmelade, Bratkartoffeln und 3 Speigeleiern, sowie Chocoflocken mit Milch und einen italienischen Americano (Kaffee) nutze.

 

Es ist Montag morgen, ich denke an mein altes Leben als Arbeitnehmer und entschließe mich nochmals ins Bett zu gehen. So ein Frühstück will auch verdaut werden und das geht im liegen einfach besser.

 


Gegen 11 Uhr starte ich. Zunächst besorge ich mir eine neue SIM-Karte und dann geht´s Richtung Küste. Runter ans Meer. Auf die Panormastraße, die ich schon auf dem Hinweg nach Cambodia befahren hatte. Kurz rumpelt es in meinen Innereien und ich befürchte schon das Schlimmste. Doch dann fällt mir das Chillipulver auf meinen Frühstückskartoffeln ein... Mein Magen beruhigt sich wieder.


Entlang der Küste führt mich die Straße vorbei an zunächst hässlichen, vermüllten Küstenstreifen nach Chao Lao Beach, wo sich der Sandstrand schon deutlich attraktiver präsentiert .

 



 

Der Ort, in dem ich auf der Hinfahrt drei Tage verbracht hatte. Tolle Unterkunft, leckeres, superbilliges Essen.

 


 

Gründe, die dafür sprechen, an diesem Montag auch früher Feierabend zu machen ;-), denke ich, als ich beim Mittagessen aufs Meer hinausschaue und die Kitesurfer beobachte.

 

Gedacht, getan!

 


 

Gestern dann mal wieder eine richtige Königsetappe. Morgens hatte ich eine gebrochene Speiche am Hinterrad entdeckt. Um die muß ich mich demnächst kümmern. Abends, als ich Rayong erreicht habe, zeigt mein Tacho 115 km an.

 



 

Noch genau 5 Wochen, dann bin ich wieder in Deutschland. Vorfreude sieht anders aus, angesichts der beschämenden Ereignisse dort.

 


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Kommentare: 1
  • #1

    Kai (Mittwoch, 24 Februar 2016 13:36)

    super ;-)