Gestatten? Mein Name ist Pannen-Paul ;-)


 

Vor genau 8 Tagen bin ich nach Cambodia eingereist, doch die letzten drei Tage in Thailand haben mich noch einmal viel Geduld gelehrt.

 

Eine Panne nach der anderen, radeln unter Umständen, die ich eigentlich tunlichst vermeiden wollte und am Ende wurde es Zeit Gegenmaßnahmen einzuleiten.

 


Am drittletzten Tag in Thailand, setzt sich fort, was einige Tage zuvor seinen Anfang genommen hatte. Irgendwie erschöpft von der regnerischen Nacht im Zelt, hatte ich nach gut 30 km bereits Feierabend gemacht, mir eine nette Unterkunft gesucht, meine Klamotten reinigen lassen und Schläuche geflickt. Am nächsten Morgen verabschiede ich mich und radel los. Kaum auf der Straße, bemerke ich, wie mein Hinterrad erneut sehr schnell Luft verliert. Keine 100 m nach meinem Bungalow. Als dann auch noch die Kette erneut abspringt, resigniere ich. Dann eben nicht, denke ich und schiebe zurück zur Bungalowanlage, checke wieder ein und verbringe den Tag damit in Ruhe mein Reiserad wieder in einen fahrbaren Untersatz zu verwandeln. Der nächste Abreiseversuch, am Tag danach, verläuft dann endlich erfolgreich.

 



 

Alles läuft gut, bis spät nachmittags, gut 10 km vor Trat, erneut das Hinterrad bei einer Abfahrt auf dem Highway rasend schnell Luft verliert. Direkt am Straßenrand bremse ich das Rad bis zum Stillstand und steige ab. Wieder muß ich alle Satteltaschen lösen und abhängen, das Hinterrad ausbauen, die Rohloff-Schaltbox aushängen und den Schlauch ersetzen.

 

Aber nicht hier, am Rande des Highways, denke ich und entdecke ein kleines Rasenstüück vor einem einzelnen Haus. Ich schiebe die 50 Meter zurück und beginne mit dem Ausbau des Hinterrads. Dabei fällt mir eine Sitzgruppe aus Stein auf der Veranda des Hauses auf. Das sieht deutlich bequemer aus. Also packe ich meine Reifenheber, Schlauch, Pumpe und Hinterrad und mache es mir auf der Hausveranda bequem. Es scheint niemand zuhause zu sein, obwohl ein Pickup neben dem Haus geparkt ist. Ich sollte mich geirrt haben. Zunächst höre ich nur mehrfaches Bellen, dann kommen die ersten beiden Hunde auch schon wütend um die Ecke gerannt. Ich bleibe ganz ruhig und arbeite weiter. Die Hunde sind stehen geblieben und bellen weiterhin sehr aggressiv. Von links höre ich ein drittes Exemplar. Schnell begreife ich, daß es nur um die Veranda geht. Das ist ihr Territorium. Also trete ich den Rückzug an. Langsam und ruhig packe ich meine Sachen, knie anschließend auf den Rasen und versuche die Ursache für den erneuten Plattfuß zu finden. Es ist die andere Hälfte des bereits reparierten Felgenbands. Wieder ersetze ich es durch Panzertape. Die Hunde haben sich mittlerweile beruhigt und ziehen sich irgendwann desinteressiert zurück.

 

Es dämmert bereits, als ich die letzten 14 Kilometer nach Trat in Angriff nehme. Ich bin keine 3 km weiter gekommen, als ich ins Leere trete. Wieder ist die Kette abgesprungen. Das bedeutet: anhalten, alle Packtaschen lösen und abbauen, das Hinterrad lösen, die Kette auf das Ritzel legen, das Rad befestigen und die Packtaschen wieder einhängen und festzurren. Es ist fast dunkel. Noch 7, noch 6, noch 5 Kilometer. Wieder trete ich ins Leere. Wieder ist die Kette abgesprungen. Also die ganze Prozedur von vorne. Danach befestige ich meine stark reflektierende Goretex Jacke auf meiner großen gelben Packtasche hinter dem Sattel, stülpe meine Stirnlampe nach hinten gerichtet über meine Baseballmütze und starte in die Dunkelheit. Hoffentlich übersieht mich jetzt keiner.

 

Alles geht gut. Ich erreiche Trat, finde eine schöne Unterkunft, suche im Internet nach einem Radladen und werde fündig.

 


 

An nächsten Vormittag hole ich nach, was ich daheim eigentlich in der Vorbereitungsphase hätte machen sollen: ich besorge mir zwei neue Felgenbänder, zwei neue Schläuche, einen Ersatzreifen, Flickzeug und - ganz wichtig - zwei Rücklichter. Für alle Fälle und starte zur letzten größeren Etappe Richtung Grenze.


Kommentar schreiben

Kommentare: 0