Geburtstagsparty, Abschied & andere Nomaden

Im Normalfall pflege ich ja meine Geburtstage zu Hause zu feiern, ich erinnere mich aber auch gerne an die Handvoll Ausnahmen. Zu meinem 49., hat mir mein ältester Kumpel Jürgen eine Mountainbike-Ausfahrt geschenkt. Nun überlegt sich jeder klar denkende Mensch, was hatte der denn für eine Idee? Anfang Februar? Und dann auch noch im eiskalten Osten Deutschlands? Minus 15 Grad hatte es damals und dazu noch ein richtig starker Wind. Also stieg ich mit meinem Kumpel Georg, seines Zeichens Co-Trainer in unserer Mountainbike-Schule, in dessen Auto und machten uns auf den Weg. Am Ziel angekommen, wartete Jürgen und an die 100 Mountainbiker darauf, daß es losging. Doch zuerst mussten wir Gruppenweise in Aufzügen zum Startort fahren. Und dort waren es kuschelige 23 Grad plus, so weit ich mich erinnere. Das ganze nennt sich Erlebnis Bergwerk Merkers. Coole Idee zum verschenken oder selbst erleben.


Nun gibt es ja meiner Erfahrung nach zwei Arten von Geburtstagskindern. Die, denen das relativ egal ist und die, die ihren Geburtstag gerne mit anderen feiern. Ich sehe mich klar in der zweiten Schublade.

 

Einen Tag vorher hatte ich Pim eingeweiht und gemeinsam hatten wir eine Einkaufsliste erstellt. 1.000 Baht hatte sie grob kalkuliert und damit sind wir dann auch gut hingekommen.

 

Kurz nach 8 Uhr frühstücken wir um im Anschluss in ihrem Privattaxi zum Markt in Takua Pa zu fahren. Hin und zurück ungefähr 30 km. Dort kaufen wir frischen Squit (Tintenfisch), King Prawns (Königskrabben), einen Red Snapper, Hähnchenfleisch, frische Kokosmilch, Thai-Koriander, Zitronengras, Zitronenblätter, rote Chillies, Ingwer, Mangos und eine Wassermelone als Dessert.

 

Auf dem Rückweg machen wir einen kleinen Zwischenstop bei einer Freundin von Pim. Die hat ein kleines Straßencafe. Als ich mit ihrem Mann ins Gespräch komme, stellt sich heraus, daß Beide perfekt deutsch sprechen, seit mehr als 20 Jahre verheiratet sind und...in Cannstatt wohnen! Das Pärchen ist mir überaus sympathisch und so lade ich sie zu meiner kleinen Geburtstagsparty ein. Sie sorgen dafür, daß ich sogar einen Geburtstagskuchen geschenkt bekomme.

 

Nach unserer Rückkehr verbringe ich den Nachmittag am Strand, genehmige mir danach ein erstes Singha in einer Strandbar, telefoniere mit meiner Ma und genieße den Sonnenuntergang.

 

Lange unterhalte ich mich mit der Frau des Strandbarbeitzers, einer gebürtigen Engländerin. Ihr Vater ist wohl ein richtiger Gentleman alter Schule gewesen. Am meisten beeindruckt mich, daß er ihr einmal gesagt hat: "Egal wann und wo Du tanzen gehst, niemals, wirklich niemals, darfst Du einem Mann den ersten Tanz abschlagen. Sei er noch so dick, dünn, häßlich oder was auch immer. Ein Mann, der Dich um einen Tanz bittet, bringt oft so viel Mut auf wie Du Dir wahrscheinlich nicht vorstellen kannst. Ihr als Frauen kennt das gar nicht, denn ihr müßt nur darauf warten aufgefordert zu werden. Bekommt ein Mann eine Abfuhr, kann es sein, daß er nie wieder eine Frau zum tanzen auffordert."

 

So verbringen wir den Abend mit Essen und Trinken, führen interessante und witzige Gespräche, bis Marcello´s Zwillinge pappsatt von Spaghetti und Kuchen auf dem Stuhl einschlafen. Die einen gehen, die anderen kommen. Harry und Gisela, ein richtig nettes Pärchen aus Malmsheim, kehren von ihrem nicht so tollen Tagesausflug aus Phuket zurück und lassen mit mir gemeinsam bei ein paar Singha den Abend ausklingen. Danach trage ich das Geschenk von Marcello und Ari am Hals und das Thailand-Handtuch von Pim zu meinem Bambus-Bungalow.

 

Am darauf folgenden Tag ist erst mal ausschlafen angesagt. Nach einem ausgiebigen Frühstück mit zwei Kaffee und kalter Wassermelone, sowie Mango radel ich zum Strand, um ein letztes Bad zu nehmen. Sowohl in der Sonne als auch in der Adamansee. Abends kommen Gisela und Harry nochmal vorbei. Für sie ist nächsten Dienstag Urlaubsende. Während es Harry vor der Arbeit in seinem Zimmermannbetrieb ein wenig graust, freut sich Gisela schon auf zuhause. Thailand war ihr eindeutig zu heiß. Letzte Woche hat es wohl mal 37 Grad gehabt. Ich liebe das. Auch beim radeln. Hitze macht mir nichts aus. Damals in Turkmenistan waren es oft mehr als 40 Grad in der Wüste. Trotzdem habe ich die 500 km in 5 Tagen bewältigt. Kälte liebe ich ebenso. Wenn Schnee liegt und liegen bleibt. Nur mein Körper mag das nicht. Finger und Füße sind dann relativ schnell nutzlos, weil ich solche Schmerzen bekomme. Bin halt doch ein Schönwetterradler. Am nächsten Morgen, Freitag dem 13ten, heißt es packen und fahrbereit machen. Das klappt aber zunächst nicht so, wie ich es mir vorstelle. Klappt das aufpumpen des Hinterrades noch einwandfrei, läßt sich jedoch beim Vorderrad das Ventil nicht öffnen. Nachdem ich es mit der Zange dann doch schaffe, läßt es sich natürlich nicht mehr schließen. Also Schlauchwechsel. Dazu baue ich das Vorderrad aus und versaue mir meine frisch gewaschene Hose, da ich das dreckige Rad zur Manteldemontage auf meinen Schoß lege. Schließlich baue ich das Rad mit dem Mantel in Laufrichtung ein. Auf Kho Phayam hatte mir Joe, der Freund meiner Gastwirtin erklärt, daß ich das Vorderrad wohl in Bangkok beim Start entgegen der Laufrichtung eingebaut hatte. Manchmal bin ich halt doch ein kleiner Trottel. Der mit den beiden linken Händen.

 

Als alles endlich so weit reisefertig ist, trinke ich noch einen Kaffee mit Pim. Doch die ist sowas von neben der Spur, immer noch wie erschlagen von ihrem Schnorchelausflug einen Tag vorher. So fällt es mir nicht schwer, aufzustehen, mich für alles zu bedanken und aufs Reiserad zu steigen. Plötzlich will der Freund ihrer Nichte mich nicht ohne ein Foto mit mir ziehen lassen. Gerne.

 

Abschiede sind kleine Tode, die zu Geburten überleiten.

 

Dann geht´s endlich wieder ein Stück weiter. Viel wird es nicht, da ich mich zunächst treiben lasse und mich dann entschließe, immer wieder rechts Richtung Küste zu radeln, um die verschiedenen Strände zu begutachten und nach eventuell anderen Quartieren Ausschau zu halten. Doch sowohl der bekannte "White Sand Beach", als auch der "Coconut-Beach" hauen mich jetzt nicht vom Hocker bzw. Sattel. Einfach zu viele Menschen. Riesige toll aussehende Ressorts mit Swimming Pools. Harry aus Malmsheim, der 2,03m Riese, der sich in Form hält, indem er den Strand 15 km weit mit seiner Frau entlang spaziert, um anschließend 2 Stunden zurück zu schwimmen, war mit mir einer Meinung. Wir können nicht verstehen, warum Menschen nach Thailand in den Urlaub fliegen, um 100 m vom Strand entfernt im Pool zu baden. Seltsam, der menschliche Hang hin zum künstlichen, weg vom natürlichen. Einen interessanten Beitrag dazu habe von Ari, Marcello´s Frau, an meiner Geburtstagsparty bekommen. Sie erzählte mir von einem Tag Badepause, den sie sich selbst verordnet hatten, als sie sahen, wie das Ressortpersonal einen Riesenkanister Chemie ins Wasser kippte um es damit zu "reinigen".

 

Am Ortsrand von Bang Niang, da wo das Polizeiboot vom Tsunami an Land gespült wurde, biege ich nochmals rechts rein, um kurz danach zwei anderen Reiserradlern zu begegen.

 

Ein Pärchen aus der Schweiz, sie ist gebürtige Holländerin. Die Beiden sind auf dem Weg nach Malaysia und berichten mir interessante Neuigkeiten von meinen nächsten Zielen Laos, Vietnam und Kambodia.

Laos muss sich wohl echt lohnen. Da geht es auf und ab, herrliche Dschungellandaschaft und billiges Essen. Überall im Norden, sowohl in Thailand, wie auch in Vietnam, sei es derzeit echt ungemütlich bei regenerischen 14 Grad. Kambodia wäre mit Ausnahme von Angkor Wat und Phnom Penh, bedingt durch die Jahreszeit, nur eine braune, verdorrte Landschaft. Zum Schluß kommen wir noch auf Heike Pirngruber zu sprechen, deren Blog wir immer wieder lesen und die unseren ganzen Respekt hat. Seit über 2 Jahren ist sie auf dem Weg von Deutschland nach Australien und hat bereits mehr als 25.000 km zurückgelegt.

 

In Bang Niang radel ich Richtung Strand, genau die Straße runter, die damals beim Tsunami, in allen Videos zu sehen war, als ganze Schiffe ins Landesinnere gerissen wurden. In einem Restaurant orientiere ich mich neu und esse einen Salat. Da fährt ein Mountainbiker vor, stellt sein Rad ab und spricht mich an. Er ist Thai-Japaner und wie sich im Gespräch immer mehr rausstellt, ein wirklich verrückter Kerl.

Wenn ich ihn richtig verstanden habe, ist er schon mehr als 1 Jahr unterwegs und hat sein Zelt hinter Bang Niang, im Naturpark aufgeschlagen. Als ich die Bilder von seinem Zeltplatz und der Naturdusche sehe beschließe ich sofort, da muß ich auch eine Nacht verbringen. Einfach sensationell. Der Preis? 30 Baht, also weniger als 1 Euro. Freut Euch jetzt schon auf die Bilder und versucht nicht neidisch zu werden...;-)

 

Während ich esse, erzählt er mir eine ganze Reihe interessanter Geschichten. So hat er in einem Kloster in der Nähe, den ehemaligen thailändischen Rennrad-Nationaltrainer trotz Glatze erkannt, der sich dort wohl aus Enttäuschung vor den Medien zurückgezogen hat. Sachen gibt´s.

 

Beim Abschied zeigt er mir voller Stolz sein kreatives Rücklicht. Da muß man mal drauf kommen. Eine beleuchtete "Hello Kitty" Schleife! Dennis läßt grüßen ;-)

 

Jetzt muß ich mich sputen, denn um 18 Uhr 30 treffe ich mich mit meinen neuen Nomaden-Freunden zum Fisch essen.

 

Asian Nomads meets Digital Nomad.

 

Danach geht´s zum Bundesliga-Konferenz live schauen im Restaurant eines bayrischen Schwaben...

 

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Kommentare: 2
  • #1

    Jürgen (Sonntag, 15 Februar 2015 12:47)

    Bundesligakonferenz??? Nein das glaube ich jetzt nicht

  • #2

    Dirk Blume (Dienstag, 24 Februar 2015 05:30)

    Warum sollte ich die Unwahrheit schreiben ;-)