Hot sunny sunday in Thailand...

"Pop gan mai Lang Suan"..."Sawadee krap Jirawat Tew!"


Als ich gestern so durch Lang Suan radle, um mir die Zeit zu vertreiben, bekomme ich Lust auf einen Eiskaffee und entdecke eine Art Bäckerei. Mein Wunschgetränk "homs ned auf dr Kortn" dafür aber "Möhlschbeisn" würde mein Wiener Ex-Kollege "Chestman" sagen. Ich kaufe zwei der leckeren Hefegebäckteile mit Rosinen und den Eiskaffee gibt es dafür nebenan. Die Bäckereiverkäuferin ist richtig nett und spricht klasse englisch, was ich ihr natürlich als alter Charmeur nicht vorenthalte ;-). Das Ganze liest sich dann so: "You´re english is quiet well and much better than my thai (nein, nicht MAITAI - das ist der Cocktail). Darauf erwidert sie lachend, daß "Thai" ganz einfach wäre und fragt mich, wie lange ich denn noch in Thailand sei. Ich überschlage das kurz im Kopf, antworte "noch 6 Wochen", woraufhin sie meint, das wäre ja noch ausreichend Zeit ein wenig Sprache zu lernen. "Wo´s rächd hot, hot´s rächd", denke ich und fange direkt an.


"Pop gan mai" heißt "auf Wiedersehen" und "Sawadee krap" so viel wie "Guten Tag" (wenn es ein Mann sagt). Sagt es eine Frau, wird das "krap" durch ein "kah" ersetzt.


Dabei ist mir schon oft selbstkritisch aufgefallen, gerade hier in Südostasien, daß wir westlichen Besucher, ich ganz vorne mit dabei, bequemerweise englisch sprechen. Die Universalsprache. Und ich kenne genug Leute in Deutschland, die sich wunderbar darüber aufregen können, "daß die Türken die deutsche Sprache nicht lernen wollen". Ach, aber wenn wir zum zehnten Mal an den Gardasee fahren, das sechste Mal nach Mallorca oder das fünfte Mal nach Antalya, dann sprechen wir italienisch, spanisch und türkisch. Nee, is klar. Wie gesagt, ich ertappe mich selber dabei, bequem zu sein. Nur sollte man sich dann auch daheim diesbezüglich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. Nur mal so am Rande.


Mein Tipp: mal wieder Gerhard Polt "Man spricht deutsch" anschauen...das Thema ist so alt, wie die in den 60er Jahren beginnende teutonische Völkerwanderung mit dem VW Käfer über den Brenner.


Anderes internationales Thema. Seit heute morgen kann Jeder sehen, wo wir, mein Pferd und ich, bereits gemeinsam zu Gast bei Freunden waren. Das wollte ich schon lange mal machen und jeder der schon mal in Thailand war, weiß, hier kann man alles ruckzuck in die Tat umsetzen. Das ist hier echt ein Dienstleistungsparadies und kostet nicht die Welt.

Es war verdammt ruhig heute morgen, als ich aus Lang Suan rausgefahren bin. Ich habe mich diesmal für eine Landstraße entschieden, mit Nähe zur Küste. Und so radel ich fast alleine so vor mich hin, rechts Dschungel, links Dschungel und ab und zu mal ein Haus oder Hof. Ich komme nicht so richtig in Fahrt, der Puls bleibt in einstelligen Bereich. Irgendwie zähe Geschichte. Bis mir meine Freunde zur Hilfe kommen. Ich bin schon am Hof vorbei, da haben sie mich entdeckt und geben sofort Laut. Ich horche auf und tatsächlich, hinter mir klatschen Pfoten auf den Asphalt. Ich schaue mich um und da sind sie auch schon. Zwei noch recht junge Hunde, die wild Zähne fletschend rechts und links hinter mir her hetzen. Ich bin wach und schreie sie an! Kurz darauf bleiben sie stehen. Die Bannmeile um Ihr Zuhause ist wohl erreicht. Ab jetzt müssen Andere übernehmen. Ich grinse in mich rein und denke "Sehe es positiv, jetzt bist wirklich wach ;-)"


Nach gut zwei Stunden habe ich die ersten 25 km hinter mich gebracht und weil Sonntag ist, mache ich einen kleinen Umweg zu einem Strand. Links entdecken mich ein paar "Fishermen". Als ich ihre Boote fotografiere, kommen wir ins Gespräch und machen ein paar Fotos. Sie bestaunen meine Länderaufkleber und gemeinsam spielen wir "Flaggen raten".


Der Strand ist, wie so oft, eine Enttäuschung und bringt mich auf die Idee, daß er nur für uns "Reichen" schneeweiß und sauber sein sollte, damit wir dort Urlaub machen können. Doch die Leute hier leben vom Fischfang und die ärmlichen Hütten sprechen ihre eigene Sprache. Ich habe jedenfalls keinen Thai aus Langeweile am Strand liegen oder im Wasser rumtollen sehen. Das erinnert mich an Nepal. Eines der ärmsten Länder der Erde. Bevor wir dahin kamen, ist von den Einheimisichen auch Keiner auf die Idee gekommen die Berge zu besteigen. Tourismus und Urlaub sind Dinge, die erst dann eine Rolle spielen, wenn man nicht mehr täglich ums Überleben kämpfen muss.

 

Gemütlich radel ich weiter, bis es nicht mehr weiter geht. Ich stehe auf dem Ende des Piers und nutze die Chance, mich und die Küste einmal aus anderer Perspektive zu fotografieren. Ein Fischer watet mit dem Netz durchs Wasser, er hat wohl nicht mal ein Boot. Als ich durchs Dorf radel, werde ich von allen Seiten lachend begrüßt. Wieder sind es die Ärmsten, die am fröhlichsten sind...

 

Mein Denkapparat arbeitet auf Hochtouren. Idee um Idee entsteht während eines Tages. Formt sich. Wird klarer. Heute ist es so viel, daß ich mich entscheide, Pause zu machen, um das alles zu dokumentieren. Außerdem habe ich die ersten 50 km geschafft und die Sonne brennt gnadenlos vom Firnament. Ich sehe ein kleines Bambusgestell vor einem größeren Haus, das mir Schatten spenden könnte. Die Fenster sind geschlossen, die Bewohner scheinen nicht zu Hause zu sein. Ich sehe mich um. Das ist Privatbesitz, denke ich. In solchen Momenten erkenne ich dann, wie ich von klein auf im Ländle konditioniert wurde. Darf man das?

 

Ich mache es mir gemütlich und fange an, meine Ideen mit dem iPad zu erfassen. So arbeitet ein digitaler Nomade. Leben, wo andere Urlaub machen und mobil arbeiten, immer dann, wenn es sinnvoll oder notwendig ist. Die Technik macht es möglich. Tolle Sache. Muß man erst mal drauf kommen. Dank dem DNX-Kongress letzten Oktober in Berlin habe ich es kapiert und setze es jetzt um.

 

Plötzlich öffnet sich das Garagentor und zwei Thais besteigen ein Moped. Sie schauen mich an und sagen: "Was machsch denn Du auf onserm Stückle? Ha? Des kehrt fei ons. Geh sofort rah."

 

Das sagen sie natürlich nicht ;-). Das würde man im Ländle zu hören bekommen.

Hier wird man gegrüßt und gut ist.

 

Doch das war´s noch nicht. Ein paar Minuten später öffnet sich die Tür des Hauses, ein junger Thai kommt auf mich zu und überreicht mir eine kalte Flasche Wasser nebst Trinkglas.

Oft, wenn ich das in Deutschland erzähle, heißt es dann "wir sind auch gastfreundlich".

 

Viele von uns meinen es zu sein.

Ob sie es wirklich sind?


Ich habe das die letzten Jahre in der IT-Branche gemerkt. Ich kam zu einem Großkonzern und da wo früher Keks, Kaffee, Saft und Wasser gereicht wurde, gab´s oft gar nichts mehr! Klar. Gewinnmaxierung. Kosteneinsparung.

 

Wären die gastfreundlich gewesen, hätten meine Gesprächspartner den Kasten Wasser privat bezahlt und ins Büro geschleppt. Das meine ich ernst! Aber die meisten merken es gar nicht, daß das nicht gastfreundlich ist. Das fängt im Kopf an. Wie immer.

 

Wir besitzen zu viel und haben Angst es zu verlieren. Und genauso verhalten sich viele Deutsche Gästen oder Fremden gegenüber.

 

Erst diese Woche auf Facebook: Irgendwo wurde eingebrochen und jetzt sollen Alle die Augen offen halten und Verdächtiges melden. Damit es nicht wieder passiert. Das schafft ein Klima des Mißtrauens Allem und Jedem gegenüber. Genau das Klima, das wir gerade in Deutschland haben. Pegida läßt grüßen.

 

"Eigentum ist immer eine Gefahr; es lockt Diebe an. Es macht erpressbar. Es will beschützt werden. Es macht krank, ambivalent, schizophren, weil man es verstecken MUSS und zeigen WILL."

 

Ich war heute fremd und habe mich wartend auf Privatbesitz aufgehalten, habe mir auf dem iPad Notizen gemacht...

 

Es kommt darauf an, was man daraus macht.

 

"Besitz belastet" und "das letzte Hemd hat keine Taschen".

Meine beiden Lieblingssprüche.

 

Kurze Zeit später fahre ich fast an einem Radladen vorbei, merke es gerade noch, drehe um und kaufe mir ein paar kurze Radhandschuhe. Die erleichtern das schalten mit feuchten Händen ungemein. Der Cheffe, Jirawat Tew, kommt auf den Hof gefahren und ich begrüße ihn auf thailändisch. Wir kommen ins Gespräch, ich erzähle ich von meiner Mountainbike Schule und zur Krönung läßt er seine beiden amerikanischen Bullterrier aus dem Käfig. Die kapieren, daß ich Hunde mag ;-)

Kaum bin ich vom Radladen weg, ruft mich der Nachbar zu sich auf die Terrasse. "Woher?" - "Wohin?" Die Klassiker. Bereitwillig gebe ich Auskunft. Ein Flasche Thaiwhisky ist bereits in Bearbeitung und man animiert mich zur aktiven Teilnahme. Danke, ich muss noch radeln. Ein zweiter Thai kommt auf die Terasse. Ich soll reinkommen, Thaiboxen im TV anschauen. Ich muß noch weiter. Als Wegzehrung bekomme ich zwei Flaschen Wasser geschenkt.


Sunny Sunday in Thailand. Leben und leben lassen. Haben und teilhaben lassen.


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