Meine 6 größten Herausforderungen (aktuell)


 

Es ist wie im richtigen Leben: Kaum ist die eine Baustelle fertig, beginnt die nächste.

 

Hatte ich die ersten Wochen mit altbekannten Herausforderungen wie Essen und Trinken zu kämpfen, sind es nun neue Themen, denen ich mich täglich, stündlich und manchmal fast minütlich widmen darf.

 

 

Und hier sind sie, meine aktuell größten Herausforderungen:

 

  1. Meine Fahrradkette. Gestern morgen, ich war noch keinen Kilometer gefahren, da war sie bereits zweimal vom hinteren Ritzel gesprungen. Heute dasselbe Spiel, wieder scheint die Kette keine Lust zu haben. Einen Kilometer gefahren - dreimal abgesprungen. Bedeutet dann immer mit einer Hand den schweren Bock (50 kg) zu halten und mit der freien Hand das Rad am schmalen Farbbahnrand zu entpacken. Macht irre Spaß! Heute zur Krönung, nachdem ich die Kette wieder aufs Ritzel gelegt hatte: Ich will anfahren, da ist die Kette schon wieder unten. Beim dritten Mal habe ich jetzt den Schnellspanner von der anderen Seite durch die Hinterachse geführt. Seitdem blieb die Kette oben. Mechanik. Muss man nicht verstehen. Technik...dito.
  2. Mein Rohloffgetriebe. Schon bei der Rückkehr von meiner letzten Asientour war für mich klar, das Hinterrad muss eingeschickt werden. Nach acht Jahren sollte die Felge hinten neu eingespeicht und das Getriebe neu synchronisiert werden. Gemerkt hatte ich das dadurch, dass sich nicht mehr alle Gänge schalten ließen und Speichen brachen. Zuhause wurden die Speichen nachgezogen und die Gänge ließen sich wieder alle schalten. Zumindest bei der kurzen Probefahrt. Kurz nach meinem Start in Bangkok bemerke ich erneut, daß sich vier oder fünf Gänge nicht mit gutem Gewissen schalten lassen. Sie fallen durch.
  3. Die Speichen. Bereits nach den ersten paar hundert Kilometer brachen zwei Speichen. Als ich die beiden ersetzt habe, brach eine weitere beim Festziehen. 100 km später: Die nächsten beiden Speichen sind gebrochen. In der Werkstatt "knallte" eine weitere beim Ersetzen der beiden defekten. Vor vier Tagen in Mae Saering: Wieder sind zwei Speichen gebrochen.
  4. Die Vorderradbremse. Gestern morgen war ich gut eine halbe Stunde damit beschäftigt, die Vorderradbremse instand zu setzen. Diagnose: der linke Bremskolben bewegt sich nicht mehr. Hatte ich auch schon letztes Jahr in Darjeeling. Hätte mich das Leben kosten können, als ich so eine supersteile Rampe runtergeschossen bin und nur ein Weg rechts weg, hoch ins Gelände, meine Fahrt noch bremsen konnte.
  5. Meine Gutmütigkeit. Ich hätte darauf bestehen sollen, dass das Rad so instand gesetzt wird, wie ich das für richtig halte.
  6. Die unfassbar steilen, kilometerlangen Anstiege.


 

Das Herrliche ist: Seit Mae Sot - also seit gut zwei Wochen - fahre ich fast ausnahmslos durch wunderbare, ruhige Naturlandschaften.

 

Dschungel, Flüsse, Nadelwälder, bunte Blumen, tolle Aussichten, nebelverhangene Berge, roter Boden.

 

Das bedeutet meist wenig Verkehr, aber auch wenig Unterkünfte.

 

Und verschiedene Ethnien. Die wichtigsten darunter sind Karen, Lisu, Akha, Lahu, Mien (Yao) und Hmong. Die meisten von ihnen sind ab dem 19. Jahrhundert aus Südchina und Birma eingewandert. Etwa eine Million Menschen gehört diesen Völkern mit eigenen kulturellen Traditionen, Sprachen und Glaubensrichtungen an. (Quelle: Wikipedia)

 


 

Dabei habe ich die letzten drei Tage etwas mehr als 3.100 Höhenmeter, verteilt auf gut 125 km, zurückgelegt.

 

Doch bei der abwechslungsreichen Landschaft und den vielen Eindrücken vergeht die Zeit wie im Flug.

 

"Ja!" habe ich heute morgen laut in die Landschaft gebrüllt, "ich werde die Welt umradeln!"

 

Und gestern habe ich bei mir gedacht: Nun wird das Gefühl immer stärker, dass ich am liebsten gar nicht mehr nach Hause möchte. Das ich einfach jeden Tag nur weiter radeln möchte, bis ans Ende der Welt ;-).

 


 

Seit Mae Sariang, von wo aus ich am Montag gestartet bin, ist die Gegend hier auf 1.000 Meter stark von der Landwirtschaft geprägt, die Menschen sehr arm und zum Großteil sehr nett und interessiert an meinem Leben.

 



 

Der Höhepunkt gestern, war die stundenlange Fahrt durch ein riesiges Nadelbaumgebiet. Dabei kam ich mir vor wie am Ofenpass in der Schweiz.

 

In vielen Ständen entlang der Straße wurde Zedernholz verkauft, entsprechend duftete es beim vorbei fahren.

 



 

Hatte ich vorgestern noch die kostenlose Variante, Zelten bei der Polizei, erneut in Anspruch genommen, so wählte ich gestern Abend notgedrungen ein recht teures "Homestay" für 500 Baht (12,93€).

 

Da sich das von der Forest Industry Organization geführte Resort am Ende einer supersteilen, fünf Kilometer langen Rampe befand und weit und breit die einzige Übernachtungsmöglichkeit war, habe ich natürlich nicht lange überlegt.

 

Dabei habe ich die Dusche des Resorts dafür genutzt, meine Isomatte gründlich abzuwaschen, da mir wohl einer der "Wachhunde" der Polizeistation in einem unbemerkten Moment darauf gepinkelt hatte.

 

Wahrscheinlich morgens beim Auslüften.

Man sieht, nicht alle Hunde lieben mich.

 



 

Todmüde vom finalen Anstieg, bin ich gegen 19 Uhr eingeschlafen und kurz vor 5 Uhr aufgewacht. Doch welche Überraschung! Draußen schüttete es in Strömen. Also habe ich mich einfach umgedreht und bin wieder eingeschlafen (welcher Luxus;-)). Um 9 Uhr 30 war dann aber auch für mich die Nacht vorbei. Es nieselte zwar noch etwas, aber das kann ja beim Radeln ganz erfrischend sein. Doch selbst die größte Erfrischung hilf nicht, wenn nach 500 Metern die Kette abspringt.

 


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