Bergfest

Irgendwann Ende Oktober, als ich meine Flüge gebucht hatte, kam in mir die Frage hoch, wieviel Tage ich nun wohl insgesamt in Südostasien unterwegs sein werde. Also fing ich an zu rechnen und ahnte schon irgendwie, daß es eine besondere Zahl sein würde. Am Ende war das Ergebnis eine runde Zahl. Genau 100 Tage sollte ich unterwegs sein, vorausgesetzt, es würde nichts schief gehen. Heute nun feiere ich das sogenannte "Bergfest". Das erste seiner Art habe ich damals bei der Bundeswehr zelebriert, später lernte ich auch auf Computermessen, wie der CeBit, daß es dort ebenfalls vom Standpersonal gefeiert wurde und wird. Die ersten 50 Tage sind vorüber. Zeit für ein kleines Zwischenfazit.

 

Für mich ist diese Reise eine Art "Testlauf". Vor der Reise wußte ich, daß das konventionelle Leben daheim für mich nicht mehr funktioniert. Wobei ich ganz stark bezweifle, daß es das für mich jemals getan hat. Ich dachte, man müßte so leben. Weil es ja alle versuchen. Doch es widerstrebte mir.

Durch meine ersten beiden Radreisen 2008 und 2011 meinte ich "eine Idee" bekommen zu haben, was mir wirklich entspricht. Jetzt bin ich mir sicher. Ganz sicher.

Deswegen ist es nun auch keine Reise mehr. Kein Trip. Es ist mein Leben. Ich bin ab jetzt Gastarbeiter in Deutschland. Und leben werde ich in der Welt. Irgendwo, da wo es mich dann als Radnomade hinzieht.

Die letzten Nächte bin ich oft stundenlang wach gelegen und habe meine Zukunft im Detail geplant. Nach meiner Rückkehr geht es dann sukzessive an die Umsetzung. Aber das ist nichts Neues für mich. Das ist ein Prozess, der schon seit Jahren läuft. Das folgende Zitat von Reinhold Messner bringt es für mich rückblickend treffend auf den Punkt:

"Der Mensch hat von Natur aus keinen Beruf. Vielleicht eine Berufung. Wer einmal eine Zeit erlebt hat, in der keine Stunde der anderen gleicht, in der sie alle verfliegen, die Stunden, und im Rückblick doch unendlich lang sind, weil einzigartig, der sucht, der braucht diese Zeit immer wieder. So wurde ich süchtig nach diesen intensiven Erlebnissen ...., und ich habe gelernt, mich einzuschränken, um weiterzukommen. In der Freiheit gibt es den Verzicht, aber keine Grenzen."

 

Wenn es ein Risiko gibt, den Eindruck habe ich durch Gespräche in Deutschland gewonnen, dann ist es das Risiko einmal eine zu geringe Rente zu bekommen.

 

Dieses Risiko bin ich bereit zu gehen. Dafür bekomme ich das Leben, das ich mir wünsche. Ein paar Sandalen an den Füßen, eine Radlerhose drunter, eine Hose drüber, ein Shirt, eine Basecap. Ein Fahrzeug mit dem Du nahezu jede Ecke der Welt erreichen kannst. Aus eigener Muskelkraft. Alles was Du brauchst in fünf Packtaschen verstaut. Ein Platz in der Natur zum schlafen. Wasser zum trinken. Etwas zu essen. Millionen Sterne am Nachthimmel. Nette, lachende Menschen. Unvorhergesehende Begegnungen. Erstaunte Gesichter. Umwerfende Gastfreundschaft. Neue und unbekannte Kulturen. Wind und Wetter. Mingalaba, Namaste oder Sawadee. Die Welt ist wunderschön.

 

Ich werde sie mir anschauen.


Morgen geht mein Speedboat zurück nach Ranong. Von dort aus werde ich gut 25 km gen Norden radeln und dann rüber an die Ostküste, ein Stück Richtung Süden und wieder an die Westküste, um dann zurück um nach Khao Lak zu kommen.

 

Das bin ich einem Kumpel schuldig.


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Kommentare: 2
  • #1

    lize (Mittwoch, 21 Januar 2015 22:13)

    hi dirk...your travels look awesome! we miss u here in selva xx

  • #2

    Dirk Blume (Dienstag, 24 Februar 2015 05:12)

    Thanks, Ski-Girl ;-)