Bagan

Gegen 5 Uhr wache ich auf und fühle mich fit wie schon lange nicht mehr. Die frische Luft macht´s. Schnell baue ich das Zelt ab, denn ich will meinen Lagerplatz noch nicht preisgeben, wer weiß, vielleicht benötige ich ihn eine weitere Nacht. Als ich mein Bike die gut 50 Meter bis zur Straße schiebe, steigen keine 300 m von mir entfernt die ersten Heißluftballons auf. Bis ich an der Straße bin, schweben sie gut 20 Meter über mir. Die Touris schauen mich ungläubig an und wundern sich wahrscheinlich, wo ich zu dieser Uhrzeit herkomme.

 

Gut gelaunt radel ich nach Nyaun-U, trinke Kaffee in einem hauptsächlich von Einheimischen besuchten Lokal und bekomme im Anschluss ein 10 €-Zimmer in dem Guesthouse, das mir Hilde empfohlen hat. Der Tag beginnt prima.

Danach will ich mich durch diese beeindruckende Gegend treiben lassen, Pagoden besichtigen und schauen was der Tag so bringt.



Gegen Mittag entdecke ich ein Schild "'River View Boat Tours" und entschließe mich ihm zu folgen. Auf sandiger Piste geht es im Zickzack durch ein Dorf, als plötzlich ein Junge auftaucht und mir den Fluss zeigen will. Da ich den Weg kenne, drehe ich den Spieß um und lade ihn ein, sich hinten auf die Packtaschen zu setzen und mitzukommen. Der kleine Kerl kriegt sich schier nicht mehr ein und dann steht auch schon sein gleichaltriger Kumpel da. Auch der findet seinen Platz hinter mir und ab geht die Fahrt Richtung Flussufer los.

 

Ich bin überrascht. Ein herrliches Aussichtslokal und ein unheimlich breiter Ayeyarwaddy.

Ich setze mich und bitte die Jungs sich doch dazu zu setzen. Die beiden Knirpse bekommen eine Cola bzw. Fanta spendiert und schweigend geniessen Sie mit mir die Aussicht, die sanfte Brise und den Schatten.

 

Wir werden von Mimi bedient, deren kleiner Sohn schon 10 Jahre alt ist, körperlich aber deutlich zurückgeblieben wirkt. Sein Gehirn ist nicht richtig entwickelt, erzählt mir Mimi, weil sie sich in der Schwangerschaft falsch ernährt hat und unter anderem zu wenig Vitamine zu sich genommen hat. Der Kleine wirkt ein wenig wie ein Autist und scheint in seiner eigenen Welt zu leben. Ein Teil seines Hirns ist beschädigt, was zur Folge hat, daß er jeden Tag aufwacht und alles vom Tag zuvor vergessen hat. Ich habe vor Jahren darüber gelesen.



Irgendwann macht mir Mimi eine Bootsfahrt zur Beobachtung des Sonnenuntergangs schmackhaft und bei 12 Euro für 90 Minuten sage ich zu, nicht ohne vorher abgeklärt zu haben ob die Jungs auch mitfahren können bwz. wollen. Die Kurzen sind dabei und die nächsten 2 Stunden genießen wir Alle die Stimmung auf dem Fluss und die untergehende Sonne.



P.S. Durch die bescheidenen Internetverbindungen und dadurch, daß ich auch irgendwie nicht mehr an Google Maps rankomme, komme ich einerseits nicht nach mit Berichten, meine Thailand-Route wird nicht mehr angezeigt und meine Myanmarroute kann ich nicht ergänzen.

 

Alles Dinge, warum ich ja zunehmend weniger Bock auf diese virtuelle Welt habe und deswegen froh bin, ab morgen wieder auf dem Rad die realle Welt zu erkunden. In diesem Sinne. ich hoffe Ihr seid gut ins neue Jahr gestartet. ;-)

 

Jedenfalls habe ich es heute mit dem Zug in 7 Stunden die 300km von Rangun bis Thaton geschafft. Da bin ich auf meiner Reiseroute vor Weihnachten schon durchgekommen und ich fahre ungerne die gleiche Strecke nochmal umgekehrt. Deswegen Zug. Habe wieder das gleiche 10 € Guesthouse und freue mich auf morgen und die Ankunft in Moulmein, wenn alles glatt läuft. Bis dahin sind es 70 km.

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